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Gelebte Nächstenliebe

von Dorith Wetzold, 04.07.2024

Seit 2016 arbeite ich im Helferkreis von Oelsnitz und kümmere mich ehrenamtlich um geflüchtete Menschen, die in unserer Stadt leben. Meist geht es dabei um Anträge, Bewerbungen, Begleitung zu Ämtern, Behörden und der Wohnungssuche.

Mein Name ist Dorit Wetzold.

Im Frühjahr des letzten Jahres habe ich mir als besondere Aufgabe gewählt, eine Flüchtlingsfamilie mit sechs Kindern aus Afghanistan zu unterstützen. Als die Taliban 2021 dort die Regierungsgeschäfte übernommen haben, durften die drei Mädchen der Familie nicht mehr zur Schule gehen und der Vater der Familie, als ehemaliger Mitarbeiter der Bundeswehr, war in Gefahr.

So kamen sie im Februar 2023 von Islamabad per Flugzeug nach Hannover. Nach einem obligatorischen Aufenthalt in Chemnitz sind sie dem Vogtlandkreis zugeteilt und in einer Gemeinschaftsunterkunft in Oelsnitz untergebracht worden. Von Anfang an hat es der Familie in Oelsnitz gefallen. Sie wollen in keine größere Stadt umziehen. Die Kinder wurden in Rodewisch am BSZ, in Adorf in der Zentralschule und in Oelsnitz in der Grundschule aufgenommen. Da lernen sie mit gutem Erfolg nun hauptsächlich die deutsche Sprache.

Bei den Eltern ist die Situation etwas schwieriger, da beide Analphabeten sind. Trotzdem sind sie gut organisiert und sehr ordentlich.

Bemerkenswert ist das Engagement und die Zuwendung für ihre Kinder. Da momentan im Vogtlandkreis leider keine Kurse zur Alphabetisierung angeboten werden, habe ich mich entschlossen, Jawid und Fariba beim Deutschlernen zu unterstützen. Eine schwierige Aufgabe, deshalb werden noch immer die Kinder als Übersetzer benötigt.

Die Familie bekam im August letzten Jahres die Aufforderung zur Räumung der Gemeinschaftsunterkunft vom Landratsamt. Seitdem wird Wohnraum für die achtköpfige Familie gesucht. Meine Erfahrungen bei der Suche waren einfach nur traurig. Abgesehen davon, dass es so gut wie keine freien 4-Raum-Wohnungen in Oelsnitz gibt, habe ich bei Anfragen an private Vermieter meist gar keine Antwort erhalten. Auch ein städtischer Großvermieter hat abgelehnt, der Familie Wohnraum zu geben. In meiner Not habe ich an unsere Kirchenhäuser gedacht und beim Ortsausschuss nachgefragt, ob eine Vermietung an Flüchtlinge möglich sei. Ich war sehr froh, als eine Zusage vom Ortsausschuss und vom Pfarramtsleiter Pfarrer Tilo Kirchhoff übermittelt wurde. „Gott sei Dank“!

Nun renoviert die Familie die ehemalige Wohnung der Familie Zweynert und bald kann der Umzug stattfinden.

Ich möchte mich hiermit für die erwiesene Hilfsbereitschaft bei allen herzlich bedanken. Wir wünschen der Familie ein erfülltes Leben in der neuen Heimat.

Gelebte Naechstenliebe