Alle Jahre wieder
von Matthias Sandner & Sophie-Charlotte Bornemann, 25.10.2024
Alle Jahre wieder kommt die Weihnachtszeit,
macht mit ihren Bräuchen unsre Herzen weit.
Weihrauch, Sterne, Engel …, Lichter gehen an,
dass wir daran denken: Gott ist uns nicht fern:
Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus,
geht auf allen Wegen mit uns ein und aus.
Ist auch mir zur Seite still und unerkannt,
dass es treu mich leite an der lieben Hand.
Ich bin ein Weihnachtsmensch (aber kein Weihnachtsmann). In den Fensternischen habe ich Extra-Steckdosen für die Schwibbögen (erspart mir lästige Verlängerungsschnüre), welche am Vorabend des 1. Advent das erste Mal leuchten. Der Duft eines „Weihrichkarzls“ nach dem Adventseinsingen (dazu als Bonus noch ein „Karzl-Video“ auf YouTube) – herrlich. Hartensteiner Stern (meine Frau stammt aus Hartenstein) sowie eine von der Decke hängende Pyramide, und Plätzchen … all diese Bräuche machen mein Herz weit.
Ich überlege: würde es auch ohne gehen? Wenn es sein müsste, dann ja. Aber würde dann das Weihnachtsfest nicht im Laufe der Zeit für uns bedeutungsloser werden? Alltäglicher im Kirchenjahr? So wie andere Feiertage, die ihre Traditionen verloren haben?
Traditionen verbinden unser Leben mit dem Glauben. Das finde ich schön, denn so haben auch Nichtchristen immer wieder bewusst oder unbewusst Berührung mit dem Glauben an Christus, und wir gute Anknüpfungspunkte.
Wir leben von innen nach außen: Weil die Weihnachtsbotschaft uns so wichtig ist, deshalb haben wir im Laufe der Zeit so viele Traditionen aufgebaut.
Wir leben aber auch von außen nach innen: Die Traditionen helfen uns über Dürrejahre hinweg und verleihen der Weihnachtsbotschaft Gewicht in unseren Herzen.
Ich freue mich auf die vielen Menschen zum Weihnachtsliedersingen, zum Krippenspiel und zur Christvesper. Und ich hoffe, dass die Tradition, zu Weihnachten in die Kirche zu gehen und sich der Botschaft von der Gottesnähe auszusetzen, noch viele Jahre anhält und die Herzen der Menschen verändert.
Eine gesegnete und friedliche Advents- und Weihnachtszeit Ihr Kantor Matthias Sandner
Wie ist es nun?
Alle Jahre wieder“ oder „Prüft alles und das Gute behaltet“?
In den letzten Jahren ist mir das Weihnachtsfest immer merkwürdiger geworden: ich ertrage manches nicht mehr.
Zum Beispiel das viele Licht, diese endlosen „Weihnachtsfeiern“, wo sich alle mal „gemütlich“ zusammensetzen und dann ihr Gebackenes kiloweise aufessen. Es wird nicht zusammen gesungen, was auch? Worauf sollte man sich einigen? Wer hat die Geduld für mehr als eine Strophe?
Ich bin ziemlich satt, was diesen Teil der Weihnachszeit angeht. Gerade wenn man mit schulpflichtigen Kindern zusammenlebt, glauben ja alle, dass es einem Freude bereitet, sich bei diesen „Festlichkeiten“ zusammenzufinden. Ich finde es schön, sich zu treffen und irgendwie gibt es solche Treffen eben nicht im Februar oder April. Also eben alles im Advent, ganz besinnlich natürlich.
Wie gesagt, ich bin ziemlich satt. Und in den letzten Jahren hab ich mich immer wieder nach der Feier der Christgeburt gesehnt. Nicht Weihnachten, nicht Kunsthandwerk und Duft und Trallala, nein: Christgeburt. Ich habe ein Bild davon in meinem Dienstzimmer hängen: Maria, wie sie mit dickem Bauch und geöffneten Beinen, halb auf dem Boden, halb an einen Engel gelehnt und gestützt die Wehen veratmet. Geburt eben. Ich kenne keine andere Darstellung der Geburt Jesu, die so realistisch ist. Und Marias Gesicht sieht mich an: so konzentriert, diese Mischung aus Leiden und Verzückung.
Und immer wieder denke ich bei unserem Weihnachtsrummel: hier ist kein Platz für eine Geburt. Es ist zu hektisch, zu voll, zu laut, zu hell, zu abgelenkt, zu festgelegt.
Ich summe das Lied als Kind, während ich im Puppenhaus die Puppen hin und herstelle, sie an meiner Hand durch die Miniaturräume leite:
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind
Auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind
Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus
Geht auf allen Wegen mit uns ein und aus
Steht auch mir zur Seite, still und unerkannt
Dass es treu mich leite, an der lieben Hand.
Sagts den Kinder allen, dass ein Vater ist,
dem sie wohlgefallen, der sie nie vergisst.
Ja, ich denke es ist so, wie Matthias sagt: die Tradition drückt aus, was innen ist. Ich werde die Kerzen anzünden und mir inwendig und auswendig sagen: ein Licht denen, die im Dunkeln wandeln, Friedefürst, Wunderrat, zarte Blume, Hoffnung auf alle Zeiten: und wärst du zweitausendvierundzwanzigmal geboren und nicht in mir … so lass mich doch dein Kripplein sein.